Migori – Produktinformationen auch ohne Verpackung?​

Der Lebensmittelhändler Migori aus Köln bietet ausschließlich verpackungsfreie Produkte an. Durch den Verkauf der Produkte ohne Verpackung entfällt die Möglichkeit, die Verpackung als Informationsträger zu nutzen. Gemeinsam mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum e-Standards soll ein Konzept entwickelt werden, wie Produktinformationen trotzdem verfügbar gemacht werden können: sowohl im Markt, als auch dort, wo das Produkt konsumiert wird.

Ausgangslage

migori – verpackungsfrei einkaufen ist ein Geschäft für Haushaltswaren und Lebensmittel, das sich auf den Verkauf von verpackungsfreien Produkten spezialisiert hat. Das Unternehmen wurde 2018 gegründet und hat ein Ladenlokal in der Kölner Südstadt. Abgesehen von dem Alleinstellungsmerkmal „verpackungsfrei“, besteht das Sortiment zu einem Großteil aus Bioprodukten aus der Region um Köln. Der Vertrieb läuft ausschließlich über den Verkauf in der Filiale. Eine Internetpräsenz besteht in Form einer Webseite zum Marketing und zur Information der Kunden über die Vielfalt des Sortiments.

Das Problem

Durch den Verkauf der Produkte ohne Verpackung entfällt die Möglichkeit, die Verpackung als Informationsträger zu nutzen. Das führt zu verschiedenen Problemen.

  1. Informationsmöglichkeit Verpackung

Im Markt hat die Kundin nicht die Möglichkeit, über die Verpackung Informationen zum Produkt zu bekommen. Informationen zu Inhaltsstoffen, Herstellungsort, Mindesthaltbarkeit oder Nährwerten somit nicht direkt erhältlich. Außerdem sind viele Kunden mit dem Konzept des unverpackten Einkaufens nicht vertraut. Verschiedene Produkte sind bei migori in einer anderen Form erhältlich als im herkömmlichen Supermarkt. Ein Beispiel? Migori verkauft unverpackte Zahnpasta in Form von Tabletten, die sich im Mund zu Zahnpasta auflösen. Für die meisten Kunden ist dieses Produkt unbekannt und aufgrund mangelnder Produktinformationen würden diese daher nicht kaufen. Was tun die Kunden also? Sie fragen das Ladenpersonal – das führt zu Kapazitätsengpässen.

2. Lagerung und Nutzung unverpackter Produkte

Wie lange ist das Produkt haltbar? Wie und wo muss ich es lagern? Diese Informationen werden den Kunden oftmals nur mündlich mitgeteilt. Ob er es zu Hause allerdings noch weiß, ist fraglich. Das kann dazu führen, dass der Kunde mit dem Konzept des unverpackten Einkaufens unzufrieden wird. Oder es kann passieren, dass aus Unwissenheit die Produkte nicht optimal gelagert werden und so z. B. Lebensmittelabfälle entstehen.

Inhaberin Filiz Gencer

Unternehmen: migori

Filialen: 1

Branche: Lebensmittel

Ziel

Diese Problematiken wollte migori anpacken und auf einem digitalen Weg lösen. Die Geschäftsführerin fand dazu einen neutralen Partner für die Umsetzung: das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards, das vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird.

Ziel ist die Entwicklung eines Konzepts, wie man Produktinformationen verfügbar machen kann – sowohl im Markt, als auch dort, wo das Produkt konsumiert wird.

Lösungsansatz

Es sollen QR-Codes zum Einsatz kommen, über deren Scan der Kunde zu Informationen zum Produkt gelangt. Diese QR-Codes können im Markt an oder neben dem Produkt angebracht werden. Die Kundin kann diesen Code auch mit nach Hause nehmen, z.B. auf einem Sticker, den man auf das mitgebrachte Gefäß klebt. Somit hat der Kunde jederzeit und ortsunabhängig Zugang zu den Produktinformationen und die Kundenkommunikation wird gesichert.

Als Teil des Projekts muss in einem ersten Schritt identifiziert werden, welche Möglichkeiten der QR-Code für diesen spezifischen Fall bietet und welche (technischen) Anforderungen sich hieraus für migori ergeben. In einem zweiten Schritt soll Verständnis geschaffen werden, welche Art der Informationen relevant sind und wie diese optimal aufbereitet werden können: aus Sicht des Kunden, des Verkäufers als auch aus ökologisch-sozialen Aspekten.

Dieses Projekt wurde vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards umgesetzt. Mehr Informationen finden Sie hier.

„Bei migori geht es um Nachhaltigkeit und Umweltschutz durch die Vermeidung unnötigen Plastikmülls. Unverpackt einkaufen macht außerdem viel mehr Spaß als die gewöhnliche Einkaufstour im Supermarkt. Unsere Kunden sollen aber aufgrund der fehlenden Verpackung nicht auf ergänzende Produktinformationen wie Haltbarkeits- und Nährwertangaben verzichten müssen. Gemeinsam mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum eStandards möchten wir eine digitale und nachhaltige Lösung dafür erarbeiten.“ sagt Inhaberin Filiz Gencer.

Inhaberin Filiz Gencer im Juli 2020 zum Projektstatus:

"Mittlerweile sind die QR-Codes schon ein paar Monate im Laden abrufbar. Die finale Auswertung steht noch aus, da uns Corona dazwischengekommen ist. Das Feedback zu den ausgearbeiteten Seiten ist durchweg positiv, aber dazu müssen sie erst einmal aufgerufen werden. Leider werden die Codes wenig genutzt, wie man das bei QR-Codes auch insgesamt beobachten kann. Eine Erweiterung wäre für Unverpacktläden trotzdem interessant, da man so keine Ordner vorhalten muss, um Infos wie Nährwerte an die Kunden weiterzugeben. Für einen einzelnen Laden ist dies jedoch nicht umsetzbar. Die Umsetzung könnte z.B. über den Unverpackt-Verband erfolgen, in dem sich ein Großteil der Unverpackt-Läden zusammengeschlossen haben.”