Social Commerce – die neue Art des Shoppens auf Social Media?

Anne LiesenfeldGeschätzte Lesedauer: 3 Minuten

Direkt aus der App Produkte verkaufen: Warum Händlerinnen und Händler auf Kurzvideos mit Produktverlinkungen setzen sollten, um ihren Umsatz zu steigern.

Social Media Plattformen wie Instagram, Facebook, TikTok oder auch Pinterest sind längst in unserem Alltag etabliert. In den Anfängen eher bekannt als Plattformen, die es ermöglichten, sich mit Freundinnen und Freunden auszutauschen oder Bilder von anderen Personen zu durchstöbern, entwickeln sie sich immer mehr in Richtung Onlinekaufkanal. Immer neue und erweiterte Funktionen, wie sogenannte Shoppable Videos, in denen Produkte in einem Video verlinkt und mit ein paar Klicks direkt gekauft werden können, sind beliebter denn je. Die Prognosen sind vielversprechend. 2027 soll der sogenannte Social Commerce einen weltweiten Umsatz von 604 Milliarden Dollar erreichen, mit einer im Analysezeitraum 2020 bis 2027 durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 31,4 Prozent.1

Was ist Social Commerce genau?

Social Commerce ermöglicht Kund:innen das gesamte Online-Einkaufserlebnis, die sogenannte Customer Journey auf einer Social Media Plattform zu erleben. Das Besondere ist, dass Kund:innen die App nicht verlassen müssen, wenn Sie etwas kaufen möchten.  Mit einem „Jetzt kaufen“ Button haben Verbraucher:innen die Möglichkeit, nahtlos in der Social Media App (In-App Shopping) den Kaufabschluss durchzuführen. Durch sog. Shoppable Posts, welche Produkte z.B. in Bildern oder Videos verlinken, wird das Online-Einkaufserlebnis noch erfahrbarer für die Kund:innen. Und auch die Möglichkeit des Interagierens durch Kommentare oder Likes ist ein Erlebnis, welches bei üblichen Onlineshops nicht verfügbar ist. In Asien und den USA ist die In-App Shopping Funktion bereits vorhanden, in Deutschland wird aufgrund rechtlicher Hürden noch eine Weiterleitung zum eigenen Händlershop benötigt, um den Kauf abzuschließen.

Ein weiteres Verkaufsformat, neben Shoppable Posts, ist das Live Shopping, welches es ermöglicht, während eines Live-Streams Produkte direkt auf einer Plattform zu kaufen. Vor allem in China und Amerika geht der Trend durch die Decke. So haben die prominenten Reality Stars Li Jiaqi und Viya aus China, die nun als König und Königin des Live-Streamings gelten, an nur einem Tag einen Rekordumsatz mit verkauften Beauty Produkten im Wert von drei Milliarden Dollar erzielt. 

Was sagt der deutsche Markt zum Trend Live Shopping?

Erst im August 2022 verkündete Meta, dass Facebook Live Shopping und Instagram Live Shopping in Deutschland ab Oktober 2022 erstmal ausgedient haben. Verhaltene Nutzerzahlen und der Fokus auf Kurzvideoformate sind die Gründe für das Aus. Und auch TikTok fährt seine Bemühungen in Sachen Live Shopping auf dem europäischen Markt zurück.

Das heißt aber nicht, dass Social Commerce in Deutschland uninteressant wird. Ganz im Gegenteil. Der Fokus liegt verstärkt auf produktverlinkten Kurzvideos, die sog. Shoppable Reels, wie sie bei Instagram heißen. Reels sind kurze Videos, welche mit Effekten, Musik, Slow Motion und vielem mehr hinterlegt werden können. Sie wirken dadurch ansprechend, emotional und erhöhen die Aufmerksamkeit bei der Zuschauerin bzw. dem Zuschauer. Gepaart mit Verlinkungen zu gezeigten Produkten wird ein auffallendes Einkaufserlebnis geschaffen. Das Interesse auf Social Media Plattformen nach Produkten zu schauen und diese auch zu kaufen, ist bei Konsumentinnen und Konsumenten besonders beliebt.

Wie sollten sich Händlerinnen und Händler in Zukunft aufstellen?

Aktuelle Zahlen vom Juli 2022 belegen den Social Commerce Aufwärtstrend, den wir seit der Etablierung im Jahr 2020 erleben. So gaben 43 Prozent an, dass sie durch Social Media auf ein Produkt aufmerksam wurden und daraufhin das Produkt auch gekauft haben. Bei den 16- bis 29-Jährigen sind es sogar 74 Prozent. Die Zahlen haben sich, vor allem bei der jüngeren Zielgruppe, seit 2021 erhöht.2  Social Commerce hat sich in Deutschland erfolgreich etabliert und wird nicht mehr nur als kurzzeitiger “Trend” abgestempelt.

Social Commerce Umfrage | Mittelstand-Digital Zentrum Handel | ifhKöln
Info 2022: n = 599, 16-29-Jährige: n = 174, 2021: n= 800, 16-29-Jährige: n=221, Angaben in % (n= Anzahl der Befragten mit Antwort)

Für Händlerinnen und Händler, die bereits einen eigenen Onlineshop besitzen und auf Social Media vertreten sind, bietet Social Commerce weiteres Umsatzpotenzial. Social Media Plattformen haben eine immense Reichweite. 82 Prozent der Konsument:innen nutzen diese Kanäle, unter den 16- bis 29-Jährigen sind es sogar 93 Prozent.2

Wer auf dem eigenen Social Media Kanal aktiv ist und eine Followerschaft aufgebaut hat, kann mit zielgruppengerechten Shoppable Posts noch mehr punkten und den Umsatz ankurbeln. Entscheidend ist dabei die Regelmäßigkeit der Posts und die zielgruppengerechte Ansprache auf der geeigneten Plattform. Als Faustregel gilt, mindestens fünf Produktmarkierungen im Monat zu posten, um die Produktseitenaufrufe zu erhöhen. Auch die Einbindung von Menschen in Videos ist erfolgsbringend, gerade bei Erklärvideos. Denn wer kann das Produkt besser erklären, wenn nicht die eigenen Mitarbeiter:innen? Seien Sie kreativ und authentisch und mit Shoppable Posts nah an der potenziellen Kundschaft. 

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Quellen:

1 Was ist Social Commerce? | Definition & Entwicklung | SAP News Center, 2022, online unter: https://news.sap.com/germany/2022/02/was-ist-social-commerce-handel/

2 ECC Köln: Trend Check Handel Vol. 4, Köln 08/2022, online unter:
https://www.ifhkoeln.de/produkt/trend-check-handel/